Brandsätze legen Bahnverkehr lahm

Pößneck/Saalfeld 12 September 2009

Brandsätze legen Bahnverkehr im Südosten lahm
Vereinzelte Zusammenstöße am Rande eines NPD-Festivals in Pößneck

Am Rande des von der NPD organisierten Rechtsrockfestivals «Fest der Völker» ist es am Samstag zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen Neonazis und Gegendemonstranten gekommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden zwei Polizeifahrzeuge beschädigt. Das Landeskriminalamt untersucht derweil, ob hinter einem Brandanschlag auf Zuggleise in Saalfeld womöglich Gegner der NPD-Veranstaltung stecken. Die Brandsätze hatten zwischenzeitlich den Zugverkehr auch nach Pößneck lahmgelegt.

Die Polizei sprach am Nachmittag von 470 Teilnehmern an der NPD-Veranstaltung und von 700 Gegendemonstranten, die zum überwiegenden Teil in zwei Aktionszügen aus Jena angereist waren. Am Rande von Sitzblockaden der Gegendemonstranten kam es zu Sachbeschädigungen an Autos der Teilnehmer der NPD-Veranstaltung. Über die Anzahl von Festnahmen und Ermittlungsverfahren gab es zunächst keine Angaben.

Das «Fest der Völker» findet bereits zum vierten Mal in Thüringen statt. Das Oberverwaltungsgericht Weimar hatte am Freitagabend aus Sicherheitsgründen die Verlegung des Veranstaltungsortes innerhalb Pößnecks angeordnet. Die Stadt Pößneck hatte mehrere Gegenaktionen angekündigt, an denen sich auch SPD, Linke, CDU und Grüne beteiligen wollten. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Einsatz. Im vergangenen Jahr demonstrierten etwa 2000 Menschen friedlich gegen das Rechtsrockfestival, an dem rund 1200 Neonazis teilnahmen.

Schon am frühen Samstagmorgen hatten unbekannte Täter mit Brandsätzen auf Bahnanlagen in Saalfeld den Zugverkehr lahmgelegt und damit auch die Anreise nach Pößneck erschwert. Ein Sprecher der Bundespolizei sprach von elf Brandsätzen, von denen sechs in Kabelschächten nahe dem Bahnhof entzündet worden seien. Es sei nicht auszuschließen, dass hinter der Aktion Gegner der NPD-Veranstaltung steckten, hieß es. Die Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt übernommen.

Nach Angaben eines Bahn-Sprechers hatte der Anschlag zu einem Kabelbrand geführt, der die Elektronik unterbrach. Dadurch hätten «die Signale auf Rot» gestanden und es sei kein Zugverkehr möglich gewesen. Der zwischenzeitlich eingerichtete Schienenersatzverkehr war ab Mittag nicht mehr nötig, obwohl Ermittler und Kampfmittelbeseitigungsdienst zunächst weiter den Tatort untersuchten.

Unklar blieb zunächst auch, ob es zwischen einer Bombendrohung auf der Autobahn 4 in Jena und dem Widerstand gegen die Pößnecker NPD-Veranstaltung einen Zusammenhang gibt. Der Lobdeburgtunnel musste für vier Stunden gesperrt werden, nachdem eine unbekannte Person am Morgen telefonisch mit der Zündung eines angeblich im Tunnel deponierten Sprengsatzes gedroht hatte. Daraufhin entdeckten Ermittler tatsächlich einen verdächtigen Gegenstand, der sich jedoch schließlich als Attrappe erwies.

Quelle: Naumburger Tagblatt