Farbanschlag auf Haus eines ranghohen Polizisten

Berlin 4 Dezember 2008

Mit Farbbeuteln haben Unbekannte das Wohnhaus des Versammlungsbehörden-Chef Joachim Haß angegriffen. Flugblätter deuten daraufhin, dass die Angreifer aus der linken Szene stammen. Hintergrund ist offenbar die geplante Neonazi-Demo am Sonnabend in Lichtenberg.

Er ist einer der höchstrangigen Beamten der Berliner Polizei: Am Donnerstag haben Unbekannte einen Farbanschlag auf das Wohnhaus von Joachim Haß (58), den Leiter der Versammlungsbehörde, verübt. Gegen 5.40 Uhr warfen nach Tagesspiegel-Informationen Mitglieder der linken Szene Glaskugeln, die mit roter Lackfarbe gefüllt waren, gegen die Fassade in Tempelhof. Alarmierte Polizisten fanden Flugblätter, die die Täter hinterlassen hatten: Hintergrund ist offenbar die geplante Neonazi-Demo am Sonnabend in Lichtenberg für ein „Nationales Jugendzentrum“. In einem Flugblatt steht „Antifa-Event statt Nazi-Advent“.

Die Polizei dürfte besorgt darüber sein, dass die Täter die Privatadresse des Versammlungs-Chefs herausgefunden haben. Haß, der Verwaltungsbeamter ist, entscheidet mit seiner Dienststelle darüber, ob Demonstrationen, Kundgebungen oder sonstige Events in der Stadt stattfinden können, welche Auflagen es gibt und wie die Route verläuft. Er soll nun unter Polizeischutz stehen. Im Präsidium wollte man das nicht bestätigen. „Wir treffen alle geeigneten und erforderlichen Maßnahmen“, hieß es nur.

Während des Anschlags auf Haß’ Haus muss einem der Täter ein Farbbehälter hinuntergefallen sein. Er ging zu Bruch. Dabei könnte der Unbekannte Spritzer mit roter Ölfarbe auf seiner Kleidung abbekommen haben. Die Polizei sucht nach Zeugen, die Hinweise geben können oder Verdächtiges beobachtet haben.

Ein mögliches Motiv für den Anschlag könnte die Wut einiger Linker auf die Versammlungsbehörde sein, die einen Aufzug von Nazi-Gegnern im Weitling-Kiez untersagt hat. Die Linken wollten nahezu exakt dieselbe Route ablaufen wie die Rechtsextremisten.

Außerdem rühmten sich Linke am Donnerstag, die Homepage des Landesverbands der NPD gehackt zu haben. Tatsächlich war die Seite nicht aufrufbar. Der Link führte automatisch auf die Homepage der Bundes-NPD.

Quelle: Tagesspiegel