Brandanschläge auf Firmenautos - einer davon in Solidarität mit den Gefangenen im Hungerstreik

Berlin/Oranienburg 8 August 2008

Innerhalb von zwei Stunden sind gestern Nacht in Berlin von Unbekannten in Treptow und Mitte erneut zwei Brandanschläge auf Firmenfahrzeuge verübt worden. Ein Pkw und ein Kleintransporter des Elektronikkonzerns Siemens brannten vollständig aus, ein drittes Fahrzeug wurde schwer beschädigt. Der Polizeiliche Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen, weil in beiden Fällen ein politischer Hintergrund für die Brandstiftungen vermutet wird.


Anwohner hatten gestern früh in Treptow gegen 0.45 Uhr Polizei und Feuerwehr alarmiert, die in der Straße Am Treptower Park einen brennenden VW Touran bemerkt hatten. Trotz schnellen Eintreffens der Feuerwehr brannte das Firmenfahrzeug aus, ein daneben geparkter Ford Galaxy wurde ebenfalls vollständig zerstört.
Die Löscharbeiten in Treptow waren kaum beendet, als gegen 2.30 Uhr in der Nähe des Nordbahnhofs an der Gartenstraße in Mitte der Brand eines Siemens-Servicefahrzeugs gemeldet wurde. Der oder die Täter hatten einen abgestellten Kleintransporter vom Typ Renault Traffic in Brand gesetzt, an dem Totalschaden entstand. Während des Feuerwehreinsatzes bis 3.15 Uhr blieb die Gartenstraße zwischen Tieck- und Invalidenstraße gesperrt.
Die Zahl der politisch motivierten Brandanschläge in Berlin stieg damit in diesem Jahr auf 47. Nach Polizeiangaben waren 38 Anschläge auf Firmenfahrzeuge und hochwertige Pkw gerichtet, in deren Folge insgesamt 62 Autos und Lkw beschädigt worden sind. Der dadurch entstandene Sachschaden wird mit mehr als einer halben Million Euro beziffert.
Dass die Polizei die Täter solcher Anschläge im politisch linksextremen Milieu verortet, scheint ein Bekennerschreiben zu belegen, das dieser Zeitung vorliegt. Darin bezichtigt sich eine "Gruppe FFA", für einen Anschlag auf zwei Lieferfahrzeuge der Firma C+C Schaper in der Nacht zu Dienstag verantwortlich zu sein, bei dem zwei Lastwagen auf dem Firmengelände an der Sachsenhausener Straße in Oranienburg niederbrannten. Wirr und fehlerhaft heißt es in den Schreiben: "Wir kritisieren, dass ungenießbare Nahrungsmittel zu sehr hohem Preisen verkauft werden und drücken unsere Protest gegen ein System aus, in dem private Firmen mit Hilfe der Inhaftierung von Menschen erwirtschaften." Ferner wird auf mehr als 500 Strafgefangene im Hungerstreik in deutschen Gefängnissen Bezug genommen. Das Schriftstück war Donnerstag per Post bei der Online-Redaktion der Berliner Morgenpost eingegangen.
In Berlin waren in den vergangenen Wochen Brandschläge auf Fahrzeuge ausgeblieben, wie ein Ermittler gestern bestätigte. Zuletzt hatte Ende Juni nach der Räumung eines besetzten Gebäudes am Michaelkirchplatz in Mitte eine Anschlagserie begonnen. In zwei Nächten waren mehr als 40 Fahrzeuge bei Brandanschlägen zerstört worden.

Quelle: Morgenpost